Der
Trend zur Fast Fashion – das sind häufig wechselnde Kollektionen von
billiger Massenware – verbraucht wertvolle Ressourcen. Zwischen 2000 und
2014 hat sich die weltweite Kleidungsproduktion mehr als
verdoppelt. Die Tragezeit hat sich jedoch halbiert: Vor 20 Jahren trugen
die Deutschen ihre Kleidung noch doppelt solange wie heute. Mode ist zu
einem Wegwerfprodukt geworden. Die Mode von heute ist der
Abfall von Morgen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat errechnet, dass die
Deutschen im Jahr pro Kopf rund 12 Kilogramm Kleidung kaufen. Das sind
rund 60 Kleidungsstücke jährlich. In den USA liegt der Jahresschnitt
sogar bei 16 Kilogramm. Oft wird Bekleidung unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei Bezahlung, Arbeitszeiten und Arbeitsschutz hergestellt.
Mit der Wahl unserer Bekleidung können wir dazu beitragen, dass
Umweltzerstörungen vermieden und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten
in den Produktionsländern und in den Lieferketten eingehalten werden. Diese Informationen sollen Ihnen helfen, auch bei der Wahl Ihrer Bekleidung nachhaltig zu handeln:
Bio
und fair sind voll im Trend. Inzwischen gibt es einige Labels, die
umweltfreundlich und fair produzierte Kleidung zertifizieren wie das GOTS-Label oder das Zeichen „IVN Best Naturtextil“,
das bislang die strengsten ökologischen und sozialen Standards bei
Textilien setzt. Eine kritische Übersicht verschiedener Labels für
Textilen findet sich im Internet bei „Label online“.
Die
umweltfreundlichste Kleidung ist die, die gar nicht erst hergestellt
werden muss und somit keine Ressourcen verbraucht. Kleidung aus zweiter
Hand gibt es in Second Hand Geschäften, auf Flohmärkten oder über Second
Hand-Apps zu erwerben.
Jeder „Gast“ bringt Kleidungsstücke mit und darf stattdessen etwas anderes Gebrauchtes mitnehmen.
Kleidung kann auch geliehen werden, für besondere Anlässe wie Hochzeiten oder auch Alltagsbekleidung.
Loch, Riss oder defekter Reißverschluss? Kein Grund, Kleidung, die sonst
noch gut tragbar ist, zu entsorgen. „Repairing is caring“. Warum nicht
im Repair Café unter fachkundiger Anleitung selbst reparieren oder die
Reparatur von Änderungsschneidereien vornehmen lassen? Das kann
gegenüber einem Neukauf sogar preiswerter sein.
Wie hängen Umweltverschmutzung und Verletzung der Menschenrechte nun im Einzelnen mit der Mode zusammen?
Klimalast: Einmal um die Erde
Bis ein T-Shirt
bei uns im Laden hängt, hat es oft schon den halben Globus umrundet.
Denn 90 % der produzierten Kleidungsstücke werden nicht in Europa
hergestellt und haben lange Transportwege hinter sich.
Hauptproduktionsländer sind China, Bangladesch und die Türkei.
Doch nicht nur der Transport heizt das Klima an: Allein die Produktion von Kunststofffasern verursacht 1,2 Milliarden Tonnen Treibhausgase pro Jahr – mehr als der internationale Flugverkehr und der gesamte Schiffsverkehr zusammen.
Die Baumwollproduktion - hoher Pestizideinsatz und hoher Wasserbedarf
25
% der weltweit eingesetzten Pestizide werden auf Baumwollfeldern
ausgebracht. Dabei nimmt die Baumwollproduktion nur insgesamt 3 % der
landwirtschaftlichen Fläche ein.
Die
Baumwollproduktion benötigt darüber hinaus große Mengen an Wasser: Für
ein Baumwoll-Shirt werden bis zu 2000 Liter benötigt – das sind mehr als
10 Badewannen.
Schädliche Chemikalien für den „perfekten Look“?
Für strahlende Farben, Muster, Drucke oder andere Effekte auf unserer
Kleidung kommen viele Chemikalien zum Einsatz. Für jedes Kilo Kleidung
wird im Schnitt dieselbe Menge Chemie benötigt, die auf unser Modekonto
geht. Da der Großteil der produzierten Kleidung außerhalb der EU
hergestellt wird, kommen dort zum einen Chemikalien zum
Einsatz, die bei uns bereits verboten sind. Zum anderen fehlen in diesen
Ländern oft Filter- oder Kläranlagen, sodass die Abwässer samt
Chemikalien unbehandelt in Flüsse und Seen gespült werden und
Gewässerökologie und Trinkwasser belasten.
Meeresverschmutzung: Mikroplastik aus der Waschmaschine
Plastikflaschen,
Strohhalme, Joghurtbecher und co. verschmutzen die Weltmeere. Aber auch
der unsichtbare Teil der Plastikverschmutzung, das Mikroplastik, hat
erhebliche Auswirkungen auf das Ökosystem und den Menschen. Der Großteil
des Mikroplastiks im Meer stammt von synthetischer
Kleidung. Mikrofasern, die durch Abrieb in der Waschmaschine entstehen,
werden mit dem Abwasser über die Flüsse in die Meere getragen. Viele
Kläranlagen können Mikroplastik nicht herausfiltern, da sie zu klein
sind.
Textilproduktion: Arbeitsbedingungen in Nähereien
Niedriglöhne, lange Arbeitstage, Kinderarbeit, mangelnder Arbeits- und Brandschutz. Die Näher*innen
– überwiegend Frauen – arbeiten oft unter menschenunwürdigen Arbeits-
und Sicherheitsbedingungen. Es liegt auch an uns: Entscheiden wir uns
für Billigstware und konsumieren Fast Fashion oder wählen wir bewusst
und können Mode mit gutem Gewissen tragen?
Der
BUND macht sich mit einem breiten Bündnis für ein Lieferkettengesetz
(www.lieferkettengesetz.de) stark, damit deutsche Unternehmen entlang
der gesamten Lieferkette Verantwortung übernehmen müssen.
Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/bekleidung
https://www.bund.net/bund-tipps/detail-tipps/tip/faire-und-nachhaltige-kleidung/
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/mikroplastik-aus-textilien/
https://www.bpb.de/internationales/weltweit/menschenrechte/38751/textilindustrie
https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/268127/textilindustrie-bangladesch
https://www.quarks.de/umwelt/kleidung-so-macht-sie-unsere-umwelt-kaputt/
https://greenwire.greenpeace.de/system/files/2019-04/s01951_greenpeace_report_konsumkollaps_fast_fashion.pdf
http://www.umweltinstitut.org/fragen-und-antworten/bekleidung/anbau-von-baumwolle.html